Postkeynesianismus

Postkeynesianismus ist eine wirtschaftswissenschaftliche Richtung, die sich, neben anderen Schulen, in der Nachfolge von John Maynard Keynes sieht.

In einer weiten Definition rechnet man zum Postkeynesianismus alle Ökonomen, die Keynes’ Theorie nach dessen Tod (1946) weiterentwickelt haben, ohne sich der neoklassischen Synthese (s. unten) zuzuwenden.

Die Postkeynesianer im engeren Sinn sind durch folgende Punkte gekennzeichnet:

  1. Sie betonen die Rolle der Unsicherheit der Zukunft, der zum Trotz die Unternehmen ihre Investitionsentscheidungen treffen müssen, sowie andere Aspekte, die es schwierig machen, die Wirkung von Verhaltensänderungen und von wirtschaftspolitischen Eingriffen zu prognostizieren. Sie halten daran fest, dass es keine Tendenz zu einem Gleichgewicht bei Vollbeschäftigung gibt.
  2. Sie fordern, die Einkommensverteilung nach dem Vorbild von Michal Kalecki in die theoretischen Analysen einzubeziehen.
  3. Sie halten es für realistischer anzunehmen, dass die Unternehmen die Preise ihrer Erzeugnisse durch einen Aufschlag („Mark-up“) auf die Stückkosten (oder die Lohnstückkosten) festlegen, statt zwecks kurzfristiger Gewinnmaximierung die Preise so zu setzen, dass Grenzerlös und Grenzkosten übereinstimmen.

Sie wenden sich entschieden gegen die neoklassische Vereinnahmung der Theorie von Keynes durch die „Neoklassische Synthese“, deren Theoriegebäude nach dem Zweiten Weltkrieg zur dominanten „keynesianischen“ Theorie wurde, obwohl sie die Theorie von Keynes neoklassisch uminterpretierte. Der Postkeynesianismus steht daher auch im Gegensatz zu den „New Keynesian Economics“, die eine Brücke zur neoklassischen Theorie schlagen in dem Sinne, dass zwar kurzfristig bei wenig flexiblen Preisen und Löhnen die keynesianische Theorie gilt, langfristig aber die Neoklassik.[1] Die Postkeynesianer bestehen dagegen auf der auch langfristigen Gültigkeit der Keynes’schen Theorie. Daher lehnen sie die Allgemeine Gleichgewichtstheorie ab und verwenden statt Gleichgewichtsmodellen beispielsweise Stock-Flow Consistent Models.[2]

  1. s. dazu die Einleitung zu Gregory N. Mankiw & David Romer, New Keynesian Economics. 2 Volumes. Harvard (MIT Press 1991) oder N. Kaldor, Alternative Theories of Distribution. Review of Economics Studies. Vol 23 (1955/56)
  2. E. Caverzasi, A. Godin: Post-Keynesian stock-flow-consistent modelling: a survey. In: Cambridge Journal of Economics. Band 39, Nr. 1, Januar 2015, S. 157–187, doi:10.1093/cje/beu021. Vorabdruck als Working Paper 745, Levy Institute, 2013.

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